Offshore (1979)
Ein abseitiger Mikrokosmos, ein Mikrokosmos der Abseitigkeit. Das Abseits jedoch, offshore, ist nicht weit draußen, sondern ins Off und Offene verschoben mittendrin. Ort des Geschehens, die meiste Zeit, Handlungszeit übrigens das Jahr 1961, also fast ein historischer Roman schon beim Erscheinen, ist eine kleine Siedlung, oder wie soll man sagen, von Hausbooten, in Chelsea, London, auf der Themse. Sie sind am Ufer festgemacht, heißen Dreadnought, Lord Jim, Greta und so weiter, das eine oder andere erreicht man nur auf dem Weg über das andere oder eine.
Hier, in dieser kleinen Welt, spielt Penelope Fitzgerald Schicksal, im Kleinen. Großes, mindestens mittelgroßes Schicksal: Hier sind gestrandete Menschen, aber auch bewusst an diesem Ort arrivierte. Die Protagonistin Nenna, zwei Töchter, subprotagonistisch, ist hier ohne Mann. Der war außer Landes. Als er zurückkehrt, weigert er sich, in die wenig reputierliche Wasserwelt der Familie zu ziehen, lieber sucht er die Untermieteinsamkeit in der Stadt.
Pictures from the floating world sind das, die Fitzgerald entwirft, mit der Haltung einer freundlichen Erzähl-Demi-Göttin. Sie spinnt Fäden, kommentiert beschreibend unter der Hand, nur dem Schein nach wenig auktorial. Dabei macht sie Wetter, Unwetter auch, ruft einen Sturm herbei ganz am Ende, Allegorie des Aufruhrs, wie nichts hier gänzlich unallegorisch bleibt, unaufdringlich jedoch, realistisch gesättigt zudem, der Hintergrund ist merklich autobiografisch. So bleibt das, auf altmodische Weise, zwischen dem Allgemeinmenschlichen und der soziomentalen Verankerung, in einer angenehmen Balance.